Paddler aus Leidenschaft - Interview mit der SURF

21.05.2024


Ab und an, ergeben sich Gespräche in unserer Szene, die offenbar Interesse nach Mehr erwecken. So hatten wir im März 2024 das Vergnügen mit Stephan Gölnitz - stellvertretender Chefredakteur des SURF Magazins, und traten sehr gerne zum Rapport an:

Paddler aus Leidenschaft und mit dem "Schlüssel zum Spaß" 

Das Sauerland hat viel mehr zu bieten als Winterberg und Willingen. Zum Beispiel die SUP-Anlaufstelle Key2Fun von Maik Wieloch. Dort wird mit viel Herzblut die Begeisterung für das Stand-up-Paddeln weiter gegeben.

Aus der Reihe "SUPer-Typen" stellen wir regelmäßig Macher der SUP-Szene vor.

Maik Wieloch ist Überzeugungstäter mit dem Paddel und bietet Schulungen, Beratung und Verkauf oder einfach nur eine Anlaufstelle für Freunde und Fans von KEY2FUN. Im Interview erzählt Maik, warum er das Sauerland zum Paddelmekka machen will. 

Was sind deine Wurzeln im Wassersport?

Ich komme ursprünglich aus dem Kite-Sport, so seit Ende der 90er Jahre. Da war ich Anfang 20 und mit Freunden häufig an der Küste.

Kann man bei euch in Südwestfalen auch Kiten?

Nein, leider ist das nicht möglich. Einerseits ist es vom Gewässerinhaber untersagt und der Platz dafür wäre gar nicht da.

War das auch ein Grund, mit dem SUP anzufangen vor zehn Jahren? Oder wie ging es bei dir los mit der SUP-Sucht?

So einen reinen Online-Shop wollte ich aber nicht machen. Das kann jeder. Ich wollte vor allem erstmal das Erleben, die Freude, die Begeisterung, die wir hatten, weiter vermitteln.

Und wann hast du dann im Sauerland richtig mit dem SUP auch als Business losgelegt?

So richtig ging es eigentlich 2020, 2021 los, während der Corona-Zeit. Die Leute waren ja fast eingesperrt, wollten aber auch raus. Das Wetter war gut, da haben mich extrem viele Leute angesprochen und gefragt, was ich denn von diesem Stand-up-Paddeln halte. Die wollten gerne beraten werden. Die haben mich gefragt, weil keiner wusste, was man eigentlich genau benötigt, was man kaufen soll. Und ich hatte das zu der Zeit ja schon viele Jahre gemacht - und war plötzlich ein gefragter Mann. Die Geschäftsidee dann abends beim Bier von Freunden: "Mach doch eine Firma auf, du kannst das doch, du hast doch die Beziehungen" hieß es. Es gab regional auch noch keinen Handel mit SUPs. So einen reinen Online-Shop wollte ich aber nicht machen. Das kann jeder. Ich wollte vor allem erstmal das Erleben, die Freude, die Begeisterung, die wir hatten, weiter vermitteln. 2021 wurde dann die Firma gegründet und seitdem wächst deren Fan-Gemeinde beständig weiter.

Wer steckt denn hinter KEY2FUN?

Prinzipiell ist das noch eine One-Man-Show. Aber es wird aktuell immer schwieriger, alles allein zu betreiben, weil dich die Kunden irgendwann überrennen. Mein Ziel ist deshalb, in der Firma weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Getragen wird KEY2FUN aber nicht von mir allein, sondern auch von der Fan-Gemeinde und dem Freundeskreis. Das sind Leute, die sind mal als Interessierte vorbeigekommen, haben vielleicht ein Board ausprobiert und dann auch die Begeisterung für den Sport gefunden. Ohne diese Leute wäre die Firma für mich nur die Hälfte wert. Weil wir nicht nur schnöde Boards verkaufen und verleihen wollen, sondern mehr bieten.

Was mich fasziniert ist, dass es ein Sport für jedermann ist. Egal, ob man schon Erfahrung mit Boardsport hatte oder nicht.

Was fasziniert dich am meisten am Stand-up-Paddeln?

Was mich fasziniert ist, dass es ein Sport für jedermann ist. Egal, ob man schon Erfahrung mit Boardsport hatte oder nicht. Und natürlich der Facettenreichtum. Man kann gemütliches Feierabend-Chill-out auf dem Board machen, oder du gehst das sportlicher an, sogar mit Wettbewerben, oder man geht auf Tour. Wir führen intern eine sogenannte Bestenliste, die geht nach Alter, da führen eine 73-jährige Paddlerin vor einem Paddler mit 72 Jahren. Die hatten nie im Leben vorher auf einem Board gestanden. Und nach einer Stunde konnte ich nicht nur die Begeisterung, sondern auch die Grundlagen des Sports vermitteln - wie sie ihn richtig ausüben, wie sie sicher auf dem Board stehen.

Bei euch geht es aber auch um Geselligkeit nach dem Paddeln, beim Grill mit Bier.

Unser Ziel ist es, eine Art Mekka des Sports und der Naherholung in der Region zu werden. Mit einer festen Station als Ort, an dem man sich mit Freunden rund ums SUP austauschen kann.

Naherholung ist ein gutes Stichwort. Was macht deine Region denn aus?

Es ist hier noch sehr naturbelassen und du hast unwahrscheinlich viele Sportmöglichkeiten. Du kannst wandern, reiten, Mountainbike fahren und natürlich Wassersport betreiben. Nicht umsonst ist das Sauerland touristisch sehr gut erschlossen.

Welche Tipps hast du für Paddler in der Region?

Die Seen sind für Familienausflüge immer geeignet. Im Herbst fahren wir dann auch gerne weiter nördlich die Lippe runter. Da gibt's Touren bis 28 Kilometer. Im Bergischen Land ist die Sülz ein herausfordernder Paddelfluss mit ein paar Stromschnellen, da kann man auch 17, 18 Kilometer runterfahren.

Hat sich die SUP-Szene in den letzten Jahren merklich verändert? Anfangs gab es ja überwiegend Sportpaddler.

Durch die Discounter, die die Boards für 'nen Appel und Ei durch den Markt prügeln, ist das schon mehr Breitensport geworden. Das sind nicht nur mehr die, die wie wir den Sport seit Jahrzehnten ausüben. Die Preise sind ja dahin gerutscht, dass es sich auch mal eine Durchschnittsfamilie leisten kann, so ein Board zu kaufen oder zu leihen. Und die Kunden haben auch erkannt, dass man nicht nur auf dem E-Bike durch Gegend strampeln kann, sondern auch richtig sportlich Wassersport betreiben.

Sicherheit wird bei dir auch großgeschrieben.

Ja klar, für mich ist wichtig, dass der Kunde im Verleih eine gute Einweisung bekommt. Viele haben das noch nie gemacht. Trotzdem habe ich die Nummer von der DLRG im Handy. Letztes Jahr habe ich auch mit der Meinerzhagener Zeitung einen Aufruf gestartet zum Benutzen von Leashes zum Beispiel. Ich möchte helfen, das Unfälle verhindert werden - auch bevor der Sport am Ende nicht mehr ausgeübt werden darf.

Unser Ziel ist es, eine Art Mekka des Sports und der Naherholung in der Region zu werden.

Wie ist bei euch das Zusammenspiel von Paddlern und Gemeinde und Naturschützern?

Bei uns gibt es vor dem Verleih immer eine Einweisung in die Naturschutzgebiete, damit es da keine Probleme gibt. An der Lister sind die zum Beispiel mit Bojen abgesperrt. Da sag ich als alter Berliner, 'wenn ick enen auf meenen Boards da erwische, da gibt's nen Paddelschlag ins Genacke' (lacht). Es gibt auch Gefahrenbereiche wie die Trinkwasserentnahmestellen, die man kennen sollte.

Aber die meisten Bereich in der Region sind zum Paddeln frei?

Ja, bis auf wenige Bereiche - wie die Lebensgefahr-, Naturschutz- und Schwimmbereiche. Das bekommen unsere Kunden, egal ob bei Verleih oder Kauf, immer erklärt.

Du verleihst und verkaufst nicht nur, sondern bietest auch Kurse an?

Wir bieten sogar spezialisierte Kurse wie Yoga zum Beispiel an. Ansonsten Einsteigerkurse, in denen man einfach lernt, wie man paddelt und am besten vorankommt. Aber auch Kurse zum Paddeln auf den Flüssen. Da geht's dann viel um Ausrüstung und Paddeltechniken. Ich bin selber ein Fließgewässertyp.

Nimmst du auch Leute mit auf Flusstouren?

Ja, das ist aber nicht kommerziell, sondern eher mit Freunden und der Fan-Gemeinde. Wir verabreden uns und organisieren den Shuttle-Service und die Verpflegung. Wobei die Organisation dann doch oft über mich und die Firma läuft.

Zurück zu deinem Hauptbusiness: Welche besonderen Service leistest du?

Wir verkaufen ein Board ja nicht blanko, sondern wir konfigurieren das Equipement für den Kunden passend zu seinen Wünschen. Wir bieten auch die Option, vor dem Kauf markenübergreifend unterschiedliche Board-Arten von verschiedenen Herstellern unverbindlich zu testen. Dafür zahlt man die normale Leihgebühr und die ziehe ich komplett vom Kaufpreis ab. Und auch Kunden, die vielleicht mit ihren vorhandenen Billig-Boards aus dem Lebensmittelhandel Probleme haben, helfe ich, wenn irgendwie möglich. Das könnten auch meine potenziellen Kunden von morgen sein. Die sind einmal auf den Hintern gefallen und kaufen sich beim zweiten Mal was Gescheites.

Findet man dich in der Saison vor Ort?

Auf jeden Fall. Man kann aber auch individuelle Termine mit mir ausmachen. Die Kontaktadressen stehen alle auf der Webseite.

Nach welchen Kriterien suchst du deine Partner aus?

Das sind alles bekannte Markenhersteller wie JP-Australia, Naish und Makaio zum Beispiel. Das sind unsere Hauptlieferanten. Damit decke ich das große Spektrum ab. Die meisten Boards haben wir auch selbst schon getestet. Teilweise hatten wir auch Prototypen zu denen wir unseren Input gegeben haben: Ob jetzt die Nose weniger Rocker haben sollte, das Tail anders geschnitten sein sollte, da arbeiten wir teilweise als Entwickler mit. Auch, weil wir im Rahmen unserer Events normale Endverbraucher zu den Boards befragen können.

Mein Schlüssel zum Spaß ist, wenn ich die Begeisterung, die ich für den Sport habe, auf andere übertragen kann.

Ihr druckt auch jedes Jahr eine SUP-Broschüre?

Das ist eine 36-seitige Verkaufsbroschüre, die sich an den normalen Endkunden richtet, der erst mal einen Überblick bekommen soll. Das sind ausschließlich Inflatable Boards (Red.: aufblasbare SUPs) drin, weil sich die wenigsten ein Hardboard leisten können oder wollen - schon wegen der Lagerung. Darin haben wir einen Leitfaden, worin die unterschiedlichen Board-Arten erklärt werden, dazu gibt es Sicherheitstipps und auch Tourenvorschläge. Die Broschüre haben wir gratis bei uns vor Ort ausliegen. Über unsere Webseite kann man die auch Online lesen.

Welche Pläne hast du noch im Köcher?

Erstmal wollen wir uns als stationären Anlaufpunkt etablieren. Ich möchte auch zusammen mit Herstellern mehr Testevents organisieren. Damit die Leute auch mal Boards von Indiana und Co. ausprobieren können. Und dann langfristig wollen wir auch Ausrichter von SUP-Festivals in der Art wie die SUP Alps Trophy werden. Wir haben da Ideen ohne Ende.

Ist KEY2Fun dein Haupt-Business?

Im SUP-Sommer, also genauer von Ostern bis Oktober, mache ich das hauptberuflich. Im Winter habe ich einen Job im Ruhrgebiet im Elektronik-Fachhandel.

Woher kommt denn eigentlich dein Firmenname?

Die Idee für eine eigene Firma ist ja schon uralt. Zuerst als Beach Club. Ich wollte gerne meine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und meinen Wassersport verbinden. KEY2FUN heißt ja "Schlüssel zum Spaß". Wir wollen den Spaß am Wassersport weitergeben.

Und was ist dann dein persönlicher "key2fun"?

Mein Schlüssel zum Spaß ist, wenn ich die Begeisterung, die ich für den Sport habe, auf andere übertragen kann.

Danke Maik für das interessante Interview und weiterhin viel Erfolg und viel Spaß beim Paddeln!

(c) Stephan Gölnitz / SURF-Magazin

Das Interview erschien am 21.05.2024 - auch nachlesbar hier.